Bochs: Linux unter Windows
Bochs: Linux unter Windows in einem Fenster ausführen
Bochs ist ein Open-Source IA-32 (x86) PC Emulator, welcher in C++ geschrieben wurde
und auf allen bekannten Plattformen läuft. Da Bochs einen kompletten Computer
emuliert, kann es auch die meisten Betriebssysteme starten, wie z.B. Linux,
Windows 95, 98, NT oder DOS. Gespeichert werden diese Betriebssysteme und deren
Anwendungen in Festplatten-Images, also Dateien einer bestimmten Größe
auf einer bereits bestehenden Festplatten-Partition, welche mit einem mitgeliefertem
Tool erstellt werden können. Dank Bochs ist es möglich, z.B. von Windows
aus in einem Fenster das Betriebssystem Linux laufen zu lassen oder umgekehrt in einem
Fenster unter Linux das Betriebssystem Windows zu starten. Da Bochs alle x86-Instruktionen
des Prozessors emuliert, sowie auch alle Geräte des PC-Systems, läuft es
verhältnismäßig langsam. Dafür hat es aber den Vorteil, dass
Software und Betriebssysteme, welche für x86-Prozessoren geschrieben wurde, auch
auf vollkommen anderen Rechnerarchitekturen läuft.
DLX Linux in einem Windows 2000-Fenster
Bochs ist freie Open-Source-Software und kann somit kostenlos von folgender Adresse
heruntergeladen werden:
http://bochs.sourceforge.net
Neben dem kompletten Quellcode können auch bereits kompilierte Pakete für
die Betriebssysteme Windows, Linux, MacOS X, MacOS 9 und BeOS heruntergeladen
werden. Bei diesen Paketen ist neben einer ausführlichen Dokumentation
auch bereits die Mini-Linux-Distribution DLX Linux mit enthalten, die
Downloadgröße hält sich mit ca. 3 MB in Grenzen.
Standardmäßig wird die Uhr im Emulator nicht mit der Uhr des realen Computers synchronisiert,
so dass z.B. der Bildschirm ständig nach wenigen Sekunden ohne Eingabe schwarz wird (screen blanking).
Damit die Zeit im Emulator nicht davonrennt, ist noch eine kleine Anpassung in der Konfigurationsdatei
notwendig:
Klicken Sie auf die Verknüpfung zum 'Bochs 2.2.6 Folder' im Startmenü
unter 'Bochs 2.2.6'. Es öffnet sich nun ein Fenster mit dem
Programmverzeichnis von Bochs. Doppelklicken Sie auf das Unterverzeichnis
'dlxlinux' und öffnen die Datei 'bochsrc.bxrc' mit einem Texteditor
(z.B. Notepad). Gehen Sie zum Ende der Datei und fügen Sie folgende
Zeile an:
clock: sync=realtime
Besonders dann, wenn man eine eigene Linux-Version laufen lassen möchte, ist es wichtig,
dass die Uhr nicht zu schnell läuft: Versucht man z.B. an der Console sein Passwort einzugeben,
so schlägt ohne diese Änderung der Timeout für die Passworteingabe bereits nach nicht
einmal einer Sekunde zu, was die Eingabe des Passwortes schlicht unmöglich macht.
Da die Konfiguration fürs Erste abgeschlossen ist, können Sie Bochs nun starten.
Verwenden Sie dazu die Verknüpfung im Startmenü unter 'Bochs 2.2.6',
welche mit 'DLX Linux' beschriftet ist.
Unmittelbar nach dem Starten von Bochs mit DLX Linux erscheint folgendes Bild:
Plex86/Bochs VGABios 0.5d 29 Dec 2005
This VGA/VBE Bios is released under the GNU LGPL
Please visit :
. http://bochs.sourceforge.net
. http://www.nongnu.org/vgabios
Bochs VBE Display Adapter enabled
Bochs BIOS - build: 01/25/06
$Revision: 1.160 $ $Date: 2006/01/25 17:51:49 $
Options: apmbios pcibios eltorito
ata0 master: Generic 1234 ATA-2 Hard-Disk (10 MBytes)
Booting from Hard Disk...
LILO boot: _
Nun kann man entweder fünf Sekunden warten, bis Linux automatisch geladen wird,
oder den Vorgang durch Betätigen der Eingabetaste beschleunigen.
Wenige Sekunden später wartet schon der Linux-Login-Prompt auf eine Eingabe:
Serial driver version 4.11a with no serial options enabled
tty00 at 0x03f8 (irq = 4) is a 16550A
PS/2 auxiliary pointing device detected -- driver installed.
loop: registered device at major 7
hda: Generic 1234, 10MB w/256kB Cache, LBA, CHS=306/4/17
ide0 at 0x1f0-0x1f7,0x3f6 on irq 14
Floppy drive(s): fd0 is 1.44M, fd1 is 1.44M
Started kswapd v 1.4.2.2
FDC 0 is a 8272A
Partition check:
hda: hda1
VFS: Mounted root (ext2 filesystem) readonly.
Feb 26 13:55:40 init[1]: version 2.4 booting
EXT2-fs warning: mounting unchecked fs, running e2fsck is recommended
Mounting remote file systems...
INET: syslogd
Feb 26 13:55:41 init[1]: Entering runlevel: 4
Welcome to DLX V1.0 (C) 1995-96 Erich Boehm
(C) 1995 Hannes Boehm
dlx login: _
Geben Sie hier root ein und drücken Sie die Eingabetaste. Es erscheint nun ein
kurzer Hinweis auf die Linux-Version und der Eingabe-Prompt:
dlx:~# _
Nun können Sie das Dateisystem erkunden. Es steht Ihnen sogar ein kleines
Online-Hilfesystem mit dem Befehl 'help' zur Verfügung. So erhält
man z.B. durch Eingabe von 'help cd' Hinweise darüber, wie der Befehl
'cd' zum Wechseln in andere Verzeichnisse benutzt wird. Weitere Befehle, die
für eine Erkundungstour hilfreich sind, finden Sie auch auf LINUX-Infopage erklärt:
cd, ls,
cat, more,
mkdir, rmdir,
rm, ...weitere Befehle
Damit Sie in DLX Linux mit einer deutschen Tastatur komfortabel arbeiten können,
müssen Sie noch ein paar Änderungen an den Konfigurationsdateien vornehmen.
Da DLX Linux mit keiner vorgefertigten Tastaturtabelle (keymap) daherkommt, muss erst
eine erstellt werden. Hierzu wechseln Sie mit dem Befehl 'cd' in das Verzeichnis
'/usr/lib/kbd' und erstellen mit dem mitgelieferten Editor 'vi'
eine Datei, z.B. mit dem Namen 'ger.map', indem Sie den Editor wie folgt aufrufen:
'vi ger.map'.
Welcome to DLX V1.0 (C) 1995-96 Erich Boehm
(C) 1995 Hannes Boehm
dlx login: root
Linux 1.3.89.
dlx:~# cd /usr/lib/kbd
dlx:/usr/lib/kbd# vi ger.map_
Nach dem Starten des Editors sieht die Ausgabe nun etwa wie folgt aus:
_
~
~
~
~
~
~
~
~
~
~
~
"ger.map" [NEW FILE] 1 line, 1 char
Sobald Sie nun die Taste 'a' betätigen, können Sie beginnen
zu schreiben. Tippen Sie alles ein, was in der folgenden Tabelle in der Spalte
'Zeile' steht. Wenn Sie damit fertig sind, drücken Sie STRG+C und
danach die Eingabetaste. Nun wartet der Editor auf die Eingabe eines Befehls.
Um eine Datei zu speichern gibt es den Befehl ':w'. Da Sie zur Zeit noch mit
der amerikanischen Tastenbelegung arbeiten, gelangen Sie an den Doppelpunkt, indem Sie
'Ö' drücken. Wenn die Datei gespeichert ist, verlassen Sie den
Editor mit dem Befehl ':q'.
Damit die neue Tastaturbelegung geladen wird, geben Sie den Befehl
'loadkeys ger.map' ein. Von nun an können Sie mit der deutschen
Tastaturbelegung arbeiten.
Wenn Sie diese Belegung dauerhaft machen möchten, müssen Sie noch die
Datei 'rc.local' im Verzeichnis '/etc/rc.d' editieren. Dazu
rufen Sie wieder vi auf: 'vi /etc/rc.d/rc.local'.
Bewegen Sie den Cursor mit den Pfeiltasten an das Ende der Datei und fügen
Sie die folgende Zeile hinzu (vorher auf 'a' drücken, damit
etwas eingegeben werden kann):
/bin/loadkeys /usr/lib/kbd/ger.map
Verlassen Sie den Editier-Modus mit STRG+C und betätigen Sie dann die Eingabetaste.
Nun speichern Sie die veränderte Datei ab (':w') und verlassen den Editor
(':q'). Von nun an wird beim Systemstart automatisch die deutsche Tastaturbelegung
geladen.
Inhalt der Datei /usr/lib/kbd/ger.map:
Zeile:
| Bedeutung:
|
keycode 21 = z
| deutsche Belegung der Taste 'z'
|
keycode 44 = y
| deutsche Belegung der Taste 'y'
|
altgr keycode 18 = currency
| AltGr+E als Währungstaste (Euro)
|
altgr keycode 46 = cent
| AltGr+C ergibt Cent
|
altgr keycode 16 = at
| AltGr+Q ergibt @
|
altgr keycode 50 = mu
| AltGr+M ergibt µ
|
keycode 40 = +adiaeresis +Adiaeresis
| ä Ä
|
keycode 39 = +odiaeresis +Odiaeresis
| ö Ö
|
keycode 26 = +udiaeresis +Udiaeresis
| ü Ü
|
keycode 53 = minus underscore Meta_minus
| - _
|
keycode 51 = comma semicolon
| , ;
|
keycode 52 = period colon
| . :
|
keycode 86 = less greater bar
| < > |
|
keycode 27 = plus asterisk dead_tilde
| + * ~
|
keycode 3 = two quotedbl twosuperior nul
| 2 " ²
|
keycode 4 = three section threesuperior Escape
| 3 § ³
|
keycode 7 = six ampersand
| 6 &
|
keycode 8 = seven slash braceleft
| 7 / {
|
keycode 9 = eight parenleft bracketleft
| 8 ( [
|
keycode 10 = nine parenright bracketright
| 9 ) ]
|
keycode 11 = zero equal braceright
| 0 = }
|
keycode 12 = ssharp question backslash
| ß ? \
|
keycode 13 = dead_acute dead_grave
| ´ `
|
keycode 41 = dead_circumflex degree Meta_asciicircum Control_asciicircum
| ^ °
|
keycode 43 = numbersign apostrophe
| # '
|
Um Bochs zu verlassen, sollten Sie zuerst Linux herunterfahren. Da es das Kommando 'halt' in
diesem Linux-System nicht gibt, verwenden Sie stattdessen 'reboot', um den simulierten Rechner
neuzustarten, denn dabei wird auch das Linux-System heruntergefahren. Sobald der Lilo-Prompt wieder
erscheint, können Sie durch Klicken auf den Power-Button oben rechts den Emulator
beenden.
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